Sollten sie es also bis hier her geschafft haben, aber bereits nervös mit der Maus oder dem Finger spielen und eigentlich schon weiterklicken wollen
– TUN SIE ES –
ich kann sie beruhigen, SIE versäumen nichts, denn ich bin mit Sicherheit nicht ihr Fotograf!!
Falls sie aber zu jenen Personen gehören, die sich auch gerne mal Zeit nehmen, weil ihnen etwas wichtig und wertvoll ist, dann kann ich ihnen nur dringend empfehlen diese Seite zu lesen, denn danach kennen sie meinen Zugang und meine Einstellung zur Fotografie und können ganz bewusst entscheiden, ob ich eventuell ihr Fotograf sein soll, oder auch nicht.
Warum eigentlich noch analog?
Aus technischer Sicht gibt es nur mehr wenige bis keine Argumente und aus kaufmännischer braucht man sich dieser Diskussion schon lange nicht mehr zu stellen.
Und trotz dieser Tatsache merkte ich bereits während meiner Ausbildung, dass mir die digitale Fotografie niemals das geben konnte, was ich mir durch sie eigentlich erwartete. Ich spürte bei den alten Bildern eine gewisse Kraft, eine Ausstrahlung und gleichzeitige Anziehung, die mir bei meinen digitalen Bildern fehlte.
Das Gefühl alleine war mir jedoch zu wenig, ich wollte eine Erklärung.
So machte ich mich auf zur Ursachenforschung.
Mein Bücherschrank füllte sich mit unzähligen, zum Teil uralten Lehrbüchern über Fotografie.
Diese halfen mir zwar die dahinterstehenden Techniken zu verstehen,
brachten mich aber in meiner eigentlichen Frage, warum analog nicht weiter.
Allen Autoren voran stelle ich den französischen Philosophen
"Roland Barthes".
Er schreibt in seinem Buch
"Die helle Kammer":
...die Fotografie besitzt ein Noema,
das „ES - IST – SO - GEWESEN“....
Barthes schreibt dies zu einem Zeitpunkt, da es noch keine digitale Fotografie gab und genau darin sehe ich einen der Grundsteine zur Erklärung.
ES - IST – SO - GEWESEN
zu Teil wird, ohne es großartig in Frage stellen zu müssen. Der oder das Abgebildete hat sich in jenem Moment genau dort und genau so dargestellt, wie ich es nun auf einem Bild sehe.
Wenn ich das nun auf die Fotos von Jochen Rindt ("Über mich") umlege, verstehe ich die bereits damals vorhandene Faszination. Durch das Betrachten des Portraits blickte ich als Kind direkt in die Augen des Formel 1 Weltmeisters und was ich dabei spürte war unweigerlich das Noema:
„ES (ER) IST SO GEWESEN“
Ein weiteres einzigartiges Merkmal der analogen Fotografie ist das Wissen über die Entstehung und Konservierung des abzubildenden Sujets. Die reflektierte Energie, somit das Licht, oder man könnte gleichbedeutend und treffender sagen, die „Ausstrahlung“ des Models regt in einer lichtempfindlichen Schicht das Entstehen eines Silberkristalles an, wodurch diese ursprüngliche Energie umgewandelt und durch das Fixieren in diesem Kristall für immer eingefroren wird.
Barthes schreibt auch passend zu diesem Thema mit seinen Worten:
weiters schreibt er...…vielleicht weil es mich so sehr erhebt, wenn ich weiß, dass der einstige Gegenstand durch seine unmittelbare Ausstrahlung die Oberfläche tatsächlich berührt hat, auf die nun mein Auge fällt…
…und wäre unsere Welt noch so, dass sie eine gewisse Sensibilität für den Mythos besäße, könnte man aufgrund dieser Tatsache auch sagen: Der geliebte Mensch oder Körper wird durch die Vermittlung eines kostbaren Metalls, des Silbers, unsterblich und die Vorstellung ließe sich nachtragen, dass dieses edle Metall, wie alle Metalle der Alchemie, lebendig ist...
Zugegebenermaßen, aber dem Titel der Seite wohl entsprechend, ein sehr „philosophischer“ Ansatz. Jedoch beschreibt er für mich die ureigene und grundsätzliche Faszination der Fotografie, hinter der ich in dieser Art voll und ganz stehe.
Wie und womit arbeite ich?
Schwarz-weiß Fotografien haben nicht nur deswegen einen hohen Reiz, weil man durch das Fehlen der Farbinformation gezwungen ist, sich auf das Wesentliche zu beschränken und diese somit eine gewisse Abstraktion erfahren, sondern vielmehr auch darum, weil nur bei ihnen das bei der Belichtung entstandene Silber diese so wichtige und notwendige Verbindung zum ursprünglich Fotografierten aufrechterhält.
Für meine Aufnahmen verwende ich hauptsächlich eine Laufbodenkamera der Firma "Linhof". Dabei handelt es sich um eine Großformatkamera vom Typ „Master Technika 3000“. Sie ist mein ganzer Stolz und ermöglicht Aufnahmen bis zum Format 4x5 Inch. Die Master Technika funktioniert rein mechanisch und ist ein technisch ausentwickeltes Präzisionsinstrument. Zusätzlich verwende ich noch eine Sinar P2 für 8x10 Inch und eine Mamiya RZ67 Mittelformatkamera.
Bereits bei der Aufnahme die Farben aus dem Kopf zu verbannen und in Graustufen zu denken macht das Arbeiten aufregend und spannend. Die Entscheidung einen Farbfilter anzusetzen oder nicht ist unwiederbringlich und zeigt sich erst später im Negativ. Manuelles messen der Belichtung, händisch fokussieren… Blende- Verschluss- Kassettenschieber, überall können Fehler gemacht werden, das erfordert überlegtes und konzentriertes arbeiten.
Schon jetzt versucht man die Informationen des Negativ zu lesen um sich das fertige Bild vorzustellen:
– ist die Komposition so, wie man es erwartet hat, war die Pose perfekt – war die Belichtung korrekt – ist in allen wichtigen Bildteilen Zeichnung vorhanden -
Wenn ja, wird es für eine Ausbelichtung vorgemerkt.
Durch Probestreifen wird die korrekte Belichtung und Gradation (Verteilung der Grauwerte) des künftigen Positivs ermittelt. Liegen diese Parameter fest, macht man den ersten kompletten Testprint und kontrolliert noch einmal.
Oft, um nicht zu sagen, eigentlich immer, muss nachjustiert werden, auch mehrmals, aber am Ende wird man dafür durch eine Print belohnt, der schließlich den eigenen Vorstellungen entspricht.
Warum sollte man auch einen der schönsten Momente im Entstehen eines Bildes jemand anderen überlassen und aus der Hand geben.
Barytabzüge lasse ich in Spannrahmen Lufttrocknen, da sich so der seidige Glanz am besten ausbildet.
Viele Arbeitsschritte und viel Zeit sind notwendig, bis man vom drücken des Auslösers am Ende ein fertiges Bild in Händen hält.
Gerade darin beschreibt sich ebenfalls eine große Faszination zur analogen Fotografie.
Alleine das Wissen über die Energie, die Kraft und das handwerkliche Geschick, die man in die Fertigstellung eines jeden Bildes legen muss,
machen jedes einzelne für einen wertvoll und zu etwas Besonderen.
Es ist schwer, in dieser kurzen Beschreibung meine ganze Begeisterung für die analoge Fotografie zu verpacken.
Aber falls ich es auch nur annähernd geschafft haben sollte, wenigstens ihre Neugierde für diese fantastische
Art der Fotografie zu wecken und sie vielleicht beim nächsten betrachten eines solchen analogen Bildes,
dieses mit etwas anderen Augen sehen und dadurch womöglich sogar Gefallen an den „natürlichen Fehlern“ und dem „nicht perfektem“ finden,
dann bin ich mehr als zufrieden, den ihnen ist offensichtlich bewusst, sie haben eine „Fotografie" in der Hand und keine tote, seelenlose und imitiert aufbereitete Abbildung!
Zweimüller Peter